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13 ERC Starting Grants für bayerische Life Science-Projekte - Bayern erneut Top-Adresse für exzellenten Forschungsnachwuchs.

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Bayerns Forschungsnachwuchs sahnt ab: 13 Life Science Projekte von insgesamt 98 erhalten einen ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrat (ERC). Die Auszeichnungen bestätigen Bayern wie schon in den letzten beiden Jahren als Deutschlands Top-Adresse für exzellenten Forschungsnachwuchs.

Die ausgewählten Projekte beschäftigen sich u.a. mit Krebsforschung, Reparaturmechanismen nach einem Schlaganfall, antibiotikarestistente Keime, neurodegenerative Erkrankunge oder Stammzellforschung.

Freuen dürfen sich  Forschende von Helmholtz Munich (5), der Technischen Universität München und des TUM Universitätsklinikum Klinikum rechts der Isar (4), der Ludwig-Maximilians-Universität München (2), des Uniklinikums Erlangen sowie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Folgende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an bayerischen Hochschulen und Forschungszentren erhalten in der Auswahlrunde 2024 ERC Starting Grants des Europäischen Forschungsrat (ERC) und damit eine Fördersumme von jeweils 1,5 Millionen Euro über fünf Jahre:

Helmholtz Munich

  • Prof. Carolin Wendling will die Herausforderungen der zunehmenden Antibiotikaresistenzen mit dem Projekt PHAGE-PRO angehen, einem neuartigen Ansatz zur Bekämpfung bakterieller Infektionen durch Phagentherapie. Die herkömmliche Phagentherapie stößt oft auf Hindernisse wie die langsame Identifizierung geeigneter Phagen und eine begrenzte Wirksamkeit. Die Froscherin will Prophagen (virale DNA, die in bakterielle Genome eingebaut ist) in Probiotika integrieren, um deren Effizienz im Körper zu verbessern.
  • Zellen besitzen denselben genetischen Code, nutzen ihn jedoch abhängig von ihrem Typ und Kontext unterschiedlich. Epigenetische Veränderungen wie posttranslationale Histonmodifikationen (PTHMs) regulieren die Interaktionen der DNA. Das Projekt scEpiTarget von Dr. Peter Zeller hat zum Ziel, innovative Einzelzell-Methoden zu entwickeln, um die Schlüsselfaktoren zu identifizieren, die die zelltypspezifische Platzierung von PTHMs steuern - und letztlich gezielte Therapien für verschiedene Krankheiten zu entwickeln.
  • Im Rahmen des Projekts OMEGA wird Dr. Isis Fernandez die frühen Mechanismen untersuchen, die zur Entwicklung der Lungenfibrose beitragen, um ihre Entstehung besser zu verstehen und rechtzeitige Therapien zu entwickeln, die das Fortschreiten der Krankheit stoppen könnten. OMEGA richtet seinen Fokus auf zirkulierende Monozyten, die mit dem Fortschreiten der Erkrankung vom frühen Stadium bis zum Endstadium in Verbindung stehen.
  • Im Projekt Mito-FerroQuest möchte Dr. Soni Deshwal die mitochondrialen Strategien aufdecken, die Ferroptose, einer Form des eisenvermittelten Zelltods, verhindern, und damit potenzielle therapeutische Ansätze für Krankheiten erforschen, die durch eine gestörte Mitochondrienfunktion gekennzeichnet sind, wie neurodegenerative Erkrankungen und das Leigh-Syndrom.
  • Mit der zunehmenden Komplexität hochdimensionaler Daten aus Technologien wie der massiv-parallelen Sequenzierung stoßen herkömmliche Methoden des maschinellen Lernens aufgrund ihres hohen Ressourcenverbrauchs an ihre Grenzen. Mit seinem Projekt HOLES will Dr. Bastian Rieck diesem Problem begegnen, indem er innovative Techniken entwickelt, die höhere geometrische und topologische Eigenschaften von Daten nutzen.

Technische Universität München

  • Das Ziel von Prof. Berna Özkale Edelmann ist, Stammzellen in Herzzellen zu verwandeln und damit Menschen zu helfen, die unter den Folgen eines Herzinfarkts leiden. Für ihr Projekt uSTEMGel nutzt die Professorin smarte Mikrogele. Sie arbeitet nicht mit originalen Stammzellen, die aus befruchteten Eizellen gewonnen werden, sondern so genannten induzierten pluripotenten Stamzellen (iPSC).
  • Krebsmedikamente verlieren bei einigen Tumorerkrankungen im Laufe der Behandlung ihre Wirksamkeit oder schlagen erst gar nicht an. In ihrem Projekt CITE will Prof. Nicole Strittmatter untersuchen, ob ein Grund dafür im sogenannten Mikromillieu des Tumors liegt. Insbesondere mittels spezieller bildgebender Massenspektrometrie-Techniken will sie das Mikromilieu auf Zellebene kartografieren und Modelle entwickeln, um den Medikamentenstoffwechsel unter realistischen Bedingungen analysieren.
  • Antimikrobielle Resistenzen stellen weltweit ein wachsendes Problem dar, und neue Biopharmaka auf Basis natürlicher Proteine bieten Hoffnung im Kampf dagegen. Das Projekt PicoBody von Prof. Hristo Svilenov untersucht die kürzlich entdeckten Picobodies, Mini-Proteine aus dem Immunsystem von Kühen, um deren Funktion und Potenzial für die Entwicklung neuer Antiinfektiva zu erforschen.
    Prof. Hristo Svilenov ist seit September 2024 Professor für Biopharmaceutical Technology.

TUM Universitätsklinikum Klinikum rechts der Isar

  • Bei über 90 Prozent der Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patienten liegen Mutationen vor, die das unkontrollierte Wachstum von Krebszellen fördern, weshalb gezielte Therapien vielversprechend erscheinen. Dr. Sonja Wörmann erforscht im Projekt ADRIP das Enzym APOBEC3A (A3A), das möglicherweise die Widerstandsfähigkeit von Krebszellen durch Veränderungen in ihrem Erbgut und ihrer RNA erhöht und dadurch die Wirkung solcher Therapien vermindern könnte.

Ludwig-Maximilians-Universität München

  • Die Zona Incerta, eine bisher wenig erforschte Gehirnregion, spielt eine zentrale Rolle bei der Anpassung von Verhaltensweisen an innere Zustandsveränderungen und externe Reize, indem sie diese Informationen integriert und an nachgeschaltete Hirnareale weiterleitet. Dr. Anna Schroeders CERTASTATES-Projekt untersucht mit modernsten Methoden, wie diese neuronalen Prozesse die Verhaltensflexibilität steuern und durch tiefe Hirnstimulation beeinflusst werden können, um das adaptive Verhalten zu verbessern.
  • Im Zuge ihres Projektes ARISE (Activate Repair In StrokE) will Prof. Anna-Sophia Wahl grundlegende, bisher unverstandene Prinzipien aufdecken, wie die Selbstheilung des Gehirns - etwa nach einem Schlaganfall - orchestriert wird und wie man diese verbessern kann. Dafür nutzt sie modernste, hochauflösende Mikroskopie und Künstliche Intelligenz.

Universitätsklinikum Erlangen

  • Prof. Jana Hutter arbeitet daran, MRT-Technologien weiterzuentwickeln, um bewegliche Organe ohne medikamentöse Ruhigstellung detailliert zu untersuchen und dynamische Prozesse sichtbar zu machen. Ihr Projekt EARTHWORM konzentriert sie sich auf Krankheiten des Darms und der Gebärmutter, beispielsweise Morbus Crohn und Ademomyose.

Julius-Maximilians-Universität Würzburg

  • Dr. Dimitrios Papadopoulos erforscht den Transkriptionsfaktor MYCN, das bei übermäßiger Produktion zur Entstehung aggressiver Kindertumoren wie Neuroblastomen beiträgt. Im Projekt TerSor die Mechanismen untersuchen, wie das Protein MYCN an RNA bindet, um daraus neue, schonendere Krebstherapien zu entwickeln.

ERC Starting Grants fördern herausragende Projekte mit bis zu 1,5 Millionen Euro

Bei den ERC Starting Grants handelt es sich um eine renommierte Förderung für herausragende Forschungsprojekte in Höhe von bis zu 1,5 Millionen Euro. Sie wird jährlich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Das Geld dient unter anderem zum Aufbau einer akademischen Arbeitsgruppe für das jeweils prämierte Forschungsprojekt.

Von den insgesamt 494 diesjährigen Gewinnerprojekten aus den teilnahmeberechtigten Ländern werden 98 von Forscherinnen und Forschern in Deutschland betreut. Deutschland ist damit insgesamt erneut das erfolgreichste Teilnehmerland.